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Büro für Kinderchancen in Malstatt eröffnet

Büro für Kinderchancen in Malstatt eröffnet

In Malstatt hat die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ein Büro für Kinderchancen gegründet. In der St. Josefstraße 1 unmittelbar in der Nähe des Malstatter Markts wird die AWO dort versuchen, der steigenden Kinderarmut entgegenzutreten. Der AWO-Landesvorsitzende Marcel Dubois sagte bei der Einweihung, dass er und seine Organisation nicht hinnehmen wolle, dass über 22 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Saarland von Armut betroffen seien. „Heute sind mehr Kinder als im Jahr 2010 von staatlichen Leistungen abhängig. Da brauchen wir eine rasche Trendumkehr, um den Kindern eine Chance in der Zukunft zu bieten“, sagte Dubois. Neben Malstatt seien in Burbach und Völklingen die Kinderarmutsquoten bundesweit an der Spitze, da diese Wohngebiete nach wie vor von hoher Arbeitslosigkeit geprägt seien. Das neue Büro für Kinderchancen setze auf zwei Mitarbeiterinnen, Martina Riedel und Gabriele Sänger-Antoni, die in einer sechsmonatigen Aufbauphase niederschwellige Angebote für Kinder von 0 bis 14 Jahren anbieten würden.

Dabei sollen die Zielgruppen erst einmal angesprochen und informiert werden, dann soll es Stark-Mach-Kurse, Werkstattcamps und Freizeitangebote geben. Gezielt wolle man sich um Kinder und Jugendliche kümmern, die keine Jugendhilfeleistungen beziehen aber trotztem unter Armut leiden. Wie das in der Praxis aussieht, erklärte Martina Riedel: „Die Kinder haben keine passenden Schuhe, sie besuchen Geburtstage anderer Kinder nicht, weil kein Geld für ein Geschenk da ist und verzichten entsprechend auf eigene Feiern ebenfalls. Sie essen kaum Brot und haben wenige bis keine sozialen Kontakte. Sie erfahren Armut durch Ausgrenzung oder fühlen sich ausgegrenzt, weil sie das Geld nicht haben für ein Training oder das gemeinsame Ausgehen. Viele haben keine Taschengeld, Freunde treffen sie nicht. Ab sofort wollen wir diesen Kindern eine Stimme geben und sie mitnehmen, erst in Malstatt, dann auch in Burbach und Völklingen. An den drei Orten wird es Stadtteilfrühstücke geben, wir planen außerdem kulturelle Veranstaltungen und binden ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. Wer Kindern eine Chance geben will, ist uns herzlich zur Mitarbeit willkommen“, sagt Martina Riedel.

Marcel Dubois erklärte, dass von Armut betroffene Familien stets überlegen müssten, ob sie notwendige Dinge schaffen oder sich auch mal etwas leisten, was das Leben liebenswert macht. Diese Abwägung gehe oft zu Lasten des Liebenswerten. Die Kinder dieser Familien treffe das besonders. Ständiger Verzicht, Scham und der Kampf gegen Vorurteile seien eine riesige Last. Die AWO habe bereits 2009 eine Kampagne gestartet, um das Problem zu benennen.

Die Verbände der LIGA der freien Wohlfahrtspflege hätten sich 2011 dazu positioniert und jetzt zur anstehenden Landtagswahl sogar die Bekämpfung der Kinderarmut in die Wahlprüfsteine aufgenommen. Das habe auch einiges bewegt. „Wir möchten jetzt mit den Akteuren in den Quartieren, wie hier in Malstatt dem Diakonischen Werk mit seinem Quartiersmanagement, dem Kinderhaus und den Malstatt Scouts, mit der Zukunftsarbeit Molschd, den städtischen Einrichtungen und den Kitas eng zusammenarbeiten“, sagte Dubois. Gemeinsames Ziel sei dann, die Familien zu stärken und sie mit anderen Familien durch gemeinsames Kochen oder Wanderungen zusammenzubringen. Auch werde es Sprechstunden für Sorgen und Nöte geben. „Wir werden Wege aufzeigen, wie man Alltagshürden meistert“, sagte der AWO-Landeschef, der die Nachbarschaft in das Projekt einbinden will.

Neben öffentlichen Fördermitteln und einer Zuwendung der Aktion Mensch wir das Projekt auch von der AWO mit eigenen Mitteln finanziert. Der Landtagsabgeordnete Dr. Magnus Jung (SPD) lobte dieses Engagement als besonders weitsichtig: „Die Flüchtlinge aus der Ukraine werden auch zuerst in den Stadtteilen Malstatt und Burbach ankommen. Die AWO stellt sich jetzt schon darauf ein, auch hier konsequent helfen zu können. Malstatt muss in den nächsten Jahren alle Fördermöglichkeiten bekommen, die man bekommen kann. Dann kann man den Stadtteil auch gut entwickeln.“

Erreichen kann man das Büro für Kinderchancen in der St. Josefstraße 1 (Telefon: 0176-15861139) und über E-Mail an kinderchancen@lvsaarland.awo.org .