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Minister Reinhold Jost besuchte Heinz Ostheimer im Seniorenzentrum AWO „Haus im Blumengarten“

Minister Reinhold Jost besuchte Heinz Ostheimer im Seniorenzentrum AWO „Haus im Blumengarten“

Heinz Ostheimer (92) ist der letzte noch lebende Teilnehmer der bislang einzigen rein Saarländischen Olympiamannschaft, die das damals souveräne Saarland 1952 nach Helsinki schickte. 37 Athleten traten für das Saarland dort an und gewannen zwar keine Medaillen, belegten aber zum Teil achtbare vordere Plätze in unterschiedlichen Disziplinen.

Ostheimer war Teammitglied der Turnmannschaft und startete im Olympischen Zwölfkampf, einer Disziplin, die es so heute nicht mehr im Wettkampfkatalog gibt, die aber sämtliche klassischen Turndisziplinen vereinte. Saarlands Sportminister Reinhold Jost (SPD) besuchte Ostheimer im AWO-Seniorenzentrum „Haus im Blumengarten“ in Bexbach mit einer Delegation des Landessportverbandes zur Einstimmung auf das letzte Jahr vor den Pariser Sommerspielen 2024.

Das Saarland bewirbt aktuell beispielsweise seine Landessportschule als ausreichend nahe an Paris gelegene Trainingsstätte zur Wettkampfvorbereitung und will die Pariser Olympiade besonders erlebbar machen. Zusammen mit Ostheimer will sich Jost im kommenden Jahr eine Turn-Übertragung ansehen, sagte er beim Ortstermin in Bexbach, wo Ostheimer seine Erinnerungsstücke präsentierte und eifrig in Erinnerungen schwelgte. Der letzte noch lebende Zeitzeuge des Saarländischen Olympiateams und Vater von vier Töchtern versteht es, lebendig von der Zeit vor mehr als 70 Jahren zu berichten, als er zufällig zum Turnsport beim TV Bexbach kam, in einem Kuhstall sein Seitpferd platzierte, um für die Olympischen Spiele zu trainieren und er später mit der kleinen Saar-Mannschaft vor den 200 bundesdeutschen Sportlern ins Olympiastadion in Helsinki einmarschierte, weil „Saar“ im Alphabet vor dem finnischen Wort für Deutschland „Saksa“ stand.

Die Saarländer bekamen den Jubel, nur die Fahne fehlte. Als sie mit dem Einmarsch gehisst werden sollte, war sie nicht da – auch daran erinnert sich der 92jährige, der seit vier Jahren bei der AWO lebt. Den Gästen der kleinen Feier gewährt er einen Blick in sein Fotoalbum, die Teilnehmermedaille und seinen Olympiapass hat er noch, ebenso die Trikotaufnäher mit dem Saar-Wappen. Auch daran erinnert er sich: die Jahnturnhalle in Bexbach war für die Olympiavorbereitung zu niedrig, die Übungen an den Ringen klappten nicht. Zuletzt habe man daher die Hallendecke aufgebrochen und für den Anlauf musste man mitunter draußen starten. Sport, wie er ihn schildert, kann man sich heute nicht mehr vorstellen.

Und auch eine Saar-Mannschaft hat es danach nie mehr gegeben. Profisportler gab es nicht, doch den Sport konnte Ostheimer trotzdem zur Lebensgrundlage machen. Sein Talent half dem kaufmännischen Angestellten nach der Olympiade in einen neuen Job. „Als die Berufsschulen den verpflichtenden Sportunterricht einführten, konnte ich Sportlehrer werden“, erzählt er heute. Und so sei er bis zu seiner Pensionierung in der bergmännischen Berufsschule am Standort der Grube Camphausen Sportlehrer gewesen. Einer Schule, die in ihrer Blütezeit 1000 Lehrlinge jährlich aufnahm. „Auch da war unser Vater immer bekannt. Er war der Sportlehrer, den man beim Waldlauf nicht betrügen konnte, denn er lief immer mit“, berichtet Tochter Bärbel und Heinz muss schmunzeln. Heute treibe er keinen Sport mehr, aktiv sei er aber bis ins hohe Alter geblieben. Und am Karneval 2023 – da tanzte er bei der AWO mit seiner Tochter. Nicht lange, aber mit großer Freude im Gesicht, wie ein Foto beweist.