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Zum Tag der Pflege: Trotz Krise – Die schönen Seiten eines wunderbaren Berufes nicht übersehen

Zum Tag der Pflege: Trotz Krise – Die schönen Seiten eines wunderbaren Berufes nicht übersehen

30 Prozent Abbrecherquote in der Ausbildung, erstmals sinkende Beschäftigtenzahlen im Saarland und mehr Stellenangebote als verfügbares Personal – die Lage in der Altenpflege ist dramatisch. Dabei ist der Job der bestbezahlte Ausbildungsberuf von allen, krisensicher und durch den Umgang mit Menschen sinnstiftend und abwechslungsreich. „Das schlechte Image dieser Jobs ist Ausfluss ständiger Negativdarstellungen – auch und vor allem in der Pandemie“, sagt Jürgen Nieser, der Landesgeschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt (AWO) anlässlich des bundesweiten Tags der Pflege.

Wenn der Eindruck entstehe, die Arbeit sei kaum zu bewältigen und der Job schlecht bezahlt, dann decke sich das aber gar nicht mit Rückmeldungen aus den Belegschaften. Den meisten Mitarbeitenden mache ihr Beruf weiterhin Spaß, viele seien seit langen Jahren im Job und mit ihren Häusern und deren Bewohnerinnen und Bewohnern eng verbunden.

„Wir müssen deutlich machen, dass die Altenpflege kein ungemütlicher Krisenjob ist. Er ist vielfältig, menschlich, wichtig und hat ein Höchstmaß an Wertschätzung verdient“, sagt Nieser. Dass es Probleme gebe, sei bekannt. In der Ausbildung, die komplexer geworden sei, müsse man die Auszubildenden besser begleiten, um die Abbrecherquoten deutlich zu reduzieren. Man müsse um jeden Menschen, der sich auf die Arbeit in der Pflege eingelassen habe, kämpfen und ihn unterstützen, wenn er Probleme habe.  Zudem müsse man den Zuzug von Fachkräften erleichtern und Verfahren vereinfachen und beschleunigen, wenn ausländische Pflegekräfte bereit seien, in deutschen Einrichtungen zu arbeiten. „Ohne diesen Zuzug wird es langfristig nicht gehen“, ist Nieser sicher. Schon heute könne der bestehende Fachkräftebedarf nicht gedeckt werden. Der Trend gehe dahin, dass Einrichtungen im Land schleichend ihre Angebote verkleinern: „Dann bleiben Betten eben leer, wenn man die Pflege nicht gewährleisten kann. Aber das ist nichts, was man tatenlos hinnehmen kann. Denn das verringert das Angebot an Pflegekapazitäten und die Rentabilität der Einrichtungen zeitgleich. Es droht eine Abwärtsspirale, die man aufhalten muss.“

Punktuell werde mit Leiharbeit der Personalbedarf kompensiert, dies sei jedoch keine Lösung. Leiharbeit sei teuer, nicht refinanzierbar und gehe zu Lasten der Festangestellten, die dann einspringen müssen, wenn die Leiharbeit nicht zur Verfügung steht, wie zum Beispiel nachts oder an Wochenenden.“ Die Lage in der Pflege müsse über reguläre Beschäftigung verbessert werden, das genieße Priorität. „Man darf aber trotzdem nicht übersehen, dass die Berufe in der Pflege viel schöner sind, als durch die Berichterstattung suggeriert wird. Unsere Einrichtungen sind lebendig und offen. Hier wird gelebt und auch gefeiert. Wir erleben eine neue Generation alter Menschen, die mit ihrem Smartphone und ihrem Tablet einziehen, die Popmusik hören wollen und anspruchsvolle Gesprächspartner sind. Wir erleben außerdem eine neue Generation von Pflegenden. Wir können jungen Menschen nur anbieten, es sich wenigstens einmal in der Praxis anzusehen. Sie würden überrascht sein.“