18 Sep AWO mahnt: Im Freiwilligendienst drohen massive Einschnitte
Durch eine Anfrage der Saarbrücker Zeitung hatte die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Saarland erneut Gelegenheit, die dramatischen Auswirkungen geplanter Mittelkürzungen bei den Freiwilligendiensten auf die Soziale Arbeit darzustellen. AWO Landesgeschäftsführer Jürgen Nieser sagte im Interview mit Chefreporter Dr. Daniel Kirch: „Bundesweit würden bei der AWO 25 – 35 % aller Plätze im Freiwilligen Sozial Jahr (FSJ) und dem Bundesfreiwilligendienst (BFD) wegfallen. Das wären allein bei der AWO bundesweit in 2024 1.230 Plätze in 2025 1.650 Plätze, wenn wir im ersten Jahr mit 25 und im zweiten mit 35 Prozent rechnen. Bei der AWO im Saarland wären das bei 25 % rund 50 Stellen“, sagte Nieser, der zugleich Vorsitzender der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege Saar ist und mit den anderen betroffenen Verbänden in engem Austausch steht: „Verlässliche Zahlen für die Liga-Verbände kann ich derzeit noch nicht nennen. Die Tendenz geht aber klar nach unten. Die Träger stimmen stimmen sich hier noch ab.“
Für 2024 sieht der Haushaltsentwurf der Bundesregierung eine Kürzung der Bundesmittel für die Freiwilligendienste in Höhe von 78 Millionen Euro vor, für 2025 sogar in Höhe von 113 Millionen Euro im Vergleich zu 2023. Das sind zusammen Einsparungen von 329 Millionen Euro. Nach Berechnungen der AWO würden damit künftig bundesweit bis zu 35.000 jungen Menschen eine bewährte Chance auf Erprobung, Kompetenzerwerb und gesellschaftliches Engagement verwehrt. Mindestens 8.000 Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege wären durch nicht besetzte oder wegfallende Plätze unmittelbar betroffen.
„Wenn der Bundeshaushalt so beschlossen wird, hängt es davon ab, ob die Einsatzstellen durch höhere Eigenanteile die Defizite ausgleichen. In Baden-Württemberg und Berlin soll entsprechend die Landesförderung erhöht werden. In Rheinland-Pfalz und im Saarland gibt es dazu noch keine Pläne“, bedauert Nieser. Er fordere daher die kurzfristige Fortführung der Förderungen und mittelfristig den Ausbau der Freiwilligendienste, wie es im Koalitionsvertrag auch festgeschrieben sei. Alarmierend sei schon jetzt, dass im Vorgriff auf diese Kürzungen Gästehäuser und Schulungskapazitäten für Freiwillige geschlossen würden. Dr. Daniel Kirch kommentierte in der Saarbrücker Zeitung: „Selten klafften bei einer politischen Entscheidung Anspruch und Wirklichkeit so weit auseinander: Versprochen war vom Bund ein Ausbau der Freiwilligendienste, herausgekommen sind Pläne für eine drastische Beschneidung. Werden sie beschlossen, wäre das ein großer Schaden für die Einrichtungen, die auf Freiwillige angewiesen sind, und für die Glaubwürdigkeit der Politik.“