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Die Geschichte der Arbeiterwohlfahrt

Die Geschichte der Arbeiterwohlfahrt

Für die AWO Deutschlands war 2019 ein ganz besonderes Jahr: sie wurde 100 Jahre alt.

1919 in Berlin vom SPD-Parteivorstand auf Initiative der Reichstagsabgeordneten Marie Juchacz als „Hauptausschuss der Arbeiterwohlfahrt“ gegründet, durchlief die AWO eine wechselvolle Geschichte. Sie spiegelt viel von dem wieder, was sich seit der Gründung in Deutschland und dem heutigen Saarland (welt-)politisch wie auch wirtschaftlich und gesellschaftlich ereignete. Armenspeisungen, Suppenküchen und Nähstuben nach dem 1. Weltkrieg, Verbote und Verfolgungen durch Hitlers Nationalsozialisten, das Aufsammeln der Trümmer nach dem 2. Weltkrieg und das Wiederauferstehen, das Immer-wieder-dasein für die Armen und Schwachen im wieder wachsenden, längst nicht alle begünstigenden Wohlstand, bis hin zum unverzichtbaren Faktor im heutigen Sozialstaat: Die AWO wird damals wie heute gebraucht. Auch um denen Stimme zu geben, die nicht immer für sich selbst eintreten können.

„Nicht Charity ist das Zauberwort, sondern Solidarität“, sagt Reinhard Klimmt, der frühere Die frühen Nähstuben der Arbeiterwohlfahrtsaarländische Ministerpräsident, in seiner Einleitung zu dem in Kürze erscheinenden Buch zur Geschichte der Arbeiterwohlfahrt im Saarland.
„Allen Menschen soll ein menschenwürdiges Leben garantiert werden. Wer in Not gerät, hat ein Recht auf Unterstützung
durch die Gemeinschaft, entweder über den Staat oder mit solidarischer Selbsthilfe der Betroffenen. Keine Almosen, keine Wohltaten, sondern Rechte. Damit verknüpft sind die Verpflichtung und die Bereitschaft zur Selbsthilfe. Das alles galt damals und es gilt noch heute“.

 

100 Jahre Arbeiterwohlfahrt – 6.000 Menschen feiern mit der AWO Saarland im Weltkulturerbe Völklinger Hütte

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Gründung im Saargebiet erst 1924

Im Saarland – exakt: im damaligen Saargebiet – erfolgte die Gründung der AWO am 13. Februar 1924 unter Vorsitz von Ange-
la Braun-Stratmann im Gewerkschaftshaus in der Brauerstraße in Saarbrücken. Der verspätete Start lag daran, dass die Region nach dem von Deutschland und Österreich verlorenen Ersten Weltkrieg infolge des Versailler Vertrags als „Saargebiet“ für 15 Jahre dem Völkerbund unterstellt wurde. 1924 gab es bereits 104 Ortsgruppen der AWO, die vor allem in der Kinder- und Altenbetreuung tätig waren. Die Jahre bis 1935 spielten für das Saargebiet wie auch für die AWO eine besondere Rolle.

Das Buch zur Geschichte der Arbeiterwohlfahrt im SaarlandNach der „Machtergreifung“ Hitlers 1933 im damaligen Deutschen Reich ergab sich durch die besondere Situation im Saargebiet die Möglichkeit, dass Verfolgte des Naziregimes hier Zuflucht finden oder im Untergrund wirken konnten. Dazu zählte auch Marie Juchacz, die in der Saarbrücker Bahnhofstraße ein Hotel für Emigranten betrieb. Ab 1945, nach dem Zweiten Weltkrieg, war das Land Teil der französischen Besatzungszone. Das war auch der Grund, warum die AWO sich nach Kriegsende nicht gleich wieder anerkennen lassen durfte.

Die historische Komission der AWO Saarland hat ein Buch zur Geschichte der AWO im Saarland zusammengestellt.
Das Buch ist kostenlos in unserer Landesgeschäftstelle verfügbar.

Sie sind am Buch interessiert?
Rufen Sie uns an unter der 0681 / 58 60 50 oder schreiben uns eine E-Mail

Gemeinsam mit dem Musicalprojekt Neunkirchen lud die AWO zum Musical mit Szenen aus dem Leben der Gründerin Marie Juchacz ein:

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In Erinnerung an das Wirken von Johanna Kirchner: Stoplerstein in Saarbrücken

Der Stolperstein zur Erinnerung an das Wirken von Johanna Kirchner in der Saarbrücker BahnhofstraßeAuf Initiative der AWO hat die Stadt Saarbrücken in der Bahnhofstraße einen „Stolperstein“ verlegen lassen. Er erinnert an die Sozialdemokratin, Mitbegründerin der AWO und Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime Johanna Kirchner. Sie wurde wegen Landesverrat zum Tode verurteilt und am 9. Juni 1944 von den Nationalsozialisten in Berlin-Plötzensee hingerichtet. In Anwesenheit zahlreicher Vertreter der Stadt, AWO, Politik und anderer gesellschaftlicher Gruppen wurde der Stolperstein vom Kölner Künstler Gunter Demnig verlegt.

Johanna Kirchner, 1889 in Frankfurt/Main geboren, war nach der Machtergreifung durch die Nazis 1933 nach Saarbrücken emigriert. Hier fand sie Arbeit in einer Fremdenpension, die die inzwischen ebenfalls emigrierte Marie Juchacz in der Bahnhofstraße als einen Treffpunkt für Emigranten betrieb. Diese konnten hier billig essen und Informationen austauschen. Die Gestapo hatte aber bereits ihre Fühler ins Saargebiet ausgestreckt. Sie beobachtete die Emigrantentreffs und nutze später diese Informationen bei der Suche nach Flüchtlingen im besetzten Frankreich.

Johanna Kirchner arbeitete an der Seite von Max Braun gegen den drohenden Anschluss des Saargebietes an Hitler-Deutschland. Ab 1935 war sie in der Flüchtlingsberatung in Forbach tätig. Sie wurde mehrfach verhaftet, konnte aber u.a. auch mit Hilfe von Johannes Hoffmann, dem späteren saarländischen Ministerpräsidenten, in Frankreich untertauchen, bis sie im Juni 1942 von der französischen Geheimpolizei verhaftet und an die Gestapo ausgeliefert wurde.

Über Saarbrücken, wo sie ihre beiden Töchter noch einmal sehen konnte, kam sie ins Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit. Dort wurde sie zunächst vom Vorwurf des Landesverrats befreit und zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Auf außerordentlichen und persönlichen Einspruch des Präsidenten des Volksgerichtshofs Freisler wurde Kirchner schließlich zum Tode verurteilt.

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