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Geschwister finden sich in Sulzbach nach 30 Jahren wieder

Geschwister finden sich in Sulzbach nach 30 Jahren wieder

Geschwister finden sich in Sulzbach nach 30 Jahren wieder

Zwei alte Damen, Maria Klicker (89) aus Dudweiler und Elfriede Recktenwald (87) aus Sulzbach, haben im AWO Seniorenzentrum ein verspätetes Weihnachtswunder erlebt: sie haben sich wiedergetroffen nach Jahrzehnten. Zwei Schwestern, die nie weit voneinander weg wohnten und sich trotzdem über Jahrzehnte aus den Augen verloren hatten, haben sich wieder vereint.

Der Zufall half, wie so oft im Leben. Maria wechselte den Wohnbereich und damit die Etage, dort wohnte Elfriede, die sich selbst Elfi nennt. „Ich kenn Dich doch?!“ sagte die eine und die andere reagierte darauf. Nun haben beide Seniorinnen große Erinnerungslücken, so dass es nicht direkt im Detail funkte. Doch aufmerksame Mitarbeiterinnen in der Pflege forschten nach und bemerkten die gleichlautenden Geburtsnamen der beiden Frauen. „Als wir ihnen dann alte Bilder zeigten, funkte es. Wir konnten erforschen, dass es Geschwister sind“, sagt Pflegerin Miriam Niestreu. Nach Jahrzehnten der Trennung fanden sich Maria und Elfi im Seniorenzentrum wieder. Ein Interview mit beiden ist schwierig, man muss sich Zeit nehmen. Eintauchen in die Gedankenwelt zweier Frauen, die sich eben nicht mehr an jedes Lebensdetail erinnern können und denen trotzdem immer wieder Dinge einfallen. Fragmente aus den alten Tagen: „Ich war viele Jahre Bedienung beim Mannes in Dudweiler. Meine Schwester war nie da“, sagt dann Maria und schaut zu Elfi rüber, die sich die Hand vor den Mund hält. „Ich hab eine kalte Nase“, antwortet sie. Von der Gaststätte „Mannes“ höre sie zum ersten Mal. Ganz anders ist es aber, als die Pflegerinnen die alten vergilbten und welligen Fotos auf den Tisch legen. Ein Hochzeitsfoto ist dabei. Beide Frauen erkennen es und beide besitzen es heute noch. Die Bilder öffnen Tore zu gemeinsamen Erinnerungen. Dann sagt Maria: „Ob wir Schwestern sind, wurde in den Papieren erforscht, ob es wahr ist, weiß ich nicht.“ Kurz ist die Tür wieder zu. Aber so ist das eben.

Trotzdem haben sich die beiden Frauen wiedererkannt, die Bilder verraten Details aus den Tagen, als beide Schwestern heirateten, ihren Familien Priorität einräumten und die eine in Dudweiler in einer kleinen Kneipe als Mädchen für alles arbeitete und ihre Schwester Elfi bei einem Floristen arbeitete. An eine gemeinsame dritte Schwester erinnern sie sich und daran, das die gestorben ist. Warum sie sich völlig aus den Augen verloren haben, wissen beide nicht. Das Personal der AWO geht davon aus, dass 30 Jahre zwischen dem Kontaktverlust und dem Wiedersehen liegen. Details aus diesem Zeitraum lassen sich leider nicht erfragen. Heute sitzen sie oft zusammen, frühstücken gemeinsam und verbringen den Tag. „Nach dem Frühstück müssen wir schaffen“, sagt Maria. So muss es wohl früher gewesen sein, jeden Tag. Die Einstellung ist geblieben, geschafft wird schon lange nicht mehr. „Heute sind die beiden in einem Wohnbereich und keine geht mehr einen Schritt ohne ihre Schwester“, sagen die AWO-Mitarbeiterinnen, die die innige Verbindung der beiden mit feinen Antennen direkt bemerkten. Die Geschichte wurde im Internet veröffentlicht und fasziniert das ganze Haus: „So schön kann der Pflegealltag sein“, heißt es in dem Beitrag des Sozialdienstes, der das Thema aufgegriffen hat und genau weiß, dass viel mehr Lebenswege von Menschen auseinander- als zusammenlaufen. Das macht die Vereinigung der beiden alten Damen so besonders.