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Klausurtagung „Suchthilfe im Saarland“

Klausurtagung „Suchthilfe im Saarland“

Vertreter*innen der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege Saar trafen sich im Rahmen eines Klausurtages „Suchthilfe im Saarland“ im Sozialministerium. Zu den Themen gehörten unter anderem eine Bilanz der Neustrukturierung der saarländischen Suchthilfe und die Aufteilung der Zuständigkeiten für Suchtprävention und Suchtberatung zwischen Land und Landkreisen, die Steuerung und Koordination der saarländischen Suchthilfe und die kontrollierte Freigabe von Cannabis und ihre Auswirkungen.

Der Vorsitzende der LIGA und Landesgeschäftsführer der AWO, Jürgen Nieser, sagte zum Auftakt: „Auf Landesebene möchte ich  die Zusammenarbeit mit den Landkreisen und dem Regionalverband, den Wohlfahrtsverbänden sowie Institutionen weiter verstärken. Wir müssen auf die alarmierend steigende Zahl der Drogentoten eingehen. Diese traurige Realität verdeutlicht den dringenden Bedarf an Maßnahmen zur Prävention, Aufklärung und Hilfsangeboten für suchtkranke Menschen.“ Erstmals saßen mit Land und Kreisen beide Kostenträger am Tisch. Nieser gab Impulse: Eine neue Steuerung und Koordination der Suchthilfe erscheine aus seiner Sicht geboten. Die Trennung von Prävention und Beratung sei dabei eine Vorgabe des Rechnungshofs, in der Praxis aber im Detail zu regeln: „Nach wie vor gibt es keine Förderrichtlinien von Seiten der Landkreise. Ebenso gibt es im Bereich der Prävention eine Unterfinanzierung, da nur Personalkosten und 15 Prozent der Sachkosten getragen werden“, sagte Nieser. Die Canabislegalisierung war ebenfalls Thema: „Hierzu gibt es ein klares und sehr gutes Positionspapier der LIGA-Verbände. Wir müssen erfahren, wie sich das Saarland positioniert und wie man den steigenden Präventionsbedarf decken will“, sagte Nieser. Die LIGA werde diesen Themenkreis aufmerksam begleiten.

An der Sitzung nahm auch die Staatssekretärin im Sozialministerium Bettina Altesleben teil, die vor kurzem vom Ministerrat zur neuen Landesdrogenbeauftragten des Saarlandes ernannt wurde. „Zu Beginn meiner Tätigkeit habe ich mein Büro um eine Liste der weiteren Landesdrogenbeauftragten in Deutschland gebeten. Das Ergebnis hat mich überrascht.  Es gibt nur einen Kollegen auf der Bundesebene. Ansonsten sind wir eins von vier Bundesländern mit Landesdrogenbeauftragtem. In den restlichen Bundesländern hat man diese Stelle gar nicht besetzt. Das hat mich ein Stück weit traurig gemacht“, sagte sie. Wichtig sei ihr, was Einsamkeit und Arbeitslosigkeit mit den Betroffenen mache: „Es geht hier nicht nur um Heroin und Kokain, sondern auch darum, was ein regelmäßiges Glas Wein bedeutet, wenn es kein Genussmittel mehr ist. Es ist wichtig, die Zahl der Drogentoten nicht nur als Statistik zu sehen, sondern zu schauen, wer die Menschen waren, wo sie herkamen, woran sie starben und wo ihre Probleme lagen“, so Altesleben. Oliver Bungert, Direktor im Bereich AWO Teilhabe, erklärte zur Klausurtagung: „Es ist sehr erfreulich, dass der Anfang nun gemacht ist und alle Beteiligten hier gleichermaßen eine Steuerung wollen. Wie diese genau aussieht, wird man in nächsten Gesprächen, eventuell auch gemeinsam mit dem Bildungsministerium in diesem Kreis erarbeiten.“

Caritas-Experte Andreas Heinz, der Vorsitzende der saarländischen Landesstelle für Suchtfragen, wies darauf hin, dass die 2021 im Saarland vollzogene Trennung der Finanzierung und Zuständigkeiten von Suchtprävention und Suchtberatung in Land und Kreis intensivere Anstrengungen der Koordination und Steuerung notwendig macht,  auch im Hinblick auf die Aufgaben, die mit der kontrollierten Freigabe von Cannabis auf die Beratungsstellen zukommen werden. So gebe es für die Prävention gemeinsame verbindliche Richtlinien, aber übergreifend für die Suchtberatung in den Kreisen nicht. Ebenfalls gebe es keine einheitliche und gleichwertige Finanzierung  von  Prävention und Suchtberatung. Bezüglich der kontrollierten Freigabe von Cannabis, wies Heinz darauf hin, dass es hier noch viele offene Fragen gebe. Die LiGA Saar sehe aber die Abgabe von Cannabis nur über staatlich lizensierte Stellen als sinnvoll an und nicht über die bisher angedachten Clubs.