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LIGA-Position zur Anhörung im Landtag zu den Folgen der Corona-Pandemie

LIGA-Position zur Anhörung im Landtag zu den Folgen der Corona-Pandemie

LIGA-Position zur Anhörung im Landtag zu den Folgen der Corona-Pandemie

Bei der Anhörung des Saarländischen Landtages zu den Folgen der Corona Pandemie war auch die LIGA der Freien Wohlfahrtspflege Saar eingeladen. Der AWO-Landesgeschäftsführer und LIGA-Vorsitzende Jürgen Nieser informierte die Abgeordneten des Landtages in der öffentlichen Sitzung über die zentralen Erfahrungen der LIGA-Verbände in der Pandemie: „Von der Pandemie besonders betroffen waren jene, die schon vor der Pandemie Unterstützung benötigten. Es ist ein wichtiges Signal für diese Menschen und alle Mitarbeitenden der Verbände, dass der Landtag diese Erfahrungen abfragt und sich mit ihnen auseinandersetzt. Das einschneidende Ereignis ist nämlich noch nicht bewältigt. Menschen sind erschöpft, ausgelaugt und teilweise traumatisiert. Drei Schlagworte sind uns wichtig. Verbundenheit, Vernetzung und Vorsorge. Die Verbundenheit im Kampf gegen die Pandemie, die Vernetzung der unterschiedlichsten Stellen und die Vorsorge für die nächste Krise dieser Art“, sagte Nieser einleitend.

Zwar habe die Zivilgesellschaft bewiesen, welche Kraft sie aufbringen könne. Doch das Aufrechterhalten der sozialen Dienste war nach seiner Meinung ganz zentral auf das Engagement der Mitarbeitenden in der Wohlfahrtspflege zurückzuführe: „Viele Herausforderungen bleiben dabei aktuell. So sind Schließungen von Einrichtungen für Kinder und Jugendliche künftig unbedingt zu vermeiden“, sagte Nieser. Die jungen Menschen hätten Struktur verloren und litten bis heute darunter. „Das hat mit den jungen Menschen etwas gemacht! Das sehen wir jetzt tagtäglich. Noch dazu hat die Schließung beispielsweise von Kitas die Personalsituation in der Pflege zusätzlich verschärft, weil vor allem Mütter nicht mehr arbeiten konnten“, nannte Nieser Beispiele.

Wohnungslose und Obdachlose seien völlig aus dem Blickpunkt geraten. Zu bemängeln sei außerdem die Krisenkommunikation, vor allem das Herausgeben unterschiedlichster Verfahrensanweisungen durch unterschiedliche Gesundheitsämter. Große Verwirrung sei hier durch fehlende Einheitlichkeit der geforderten Maßnahmen entstanden. Für ältere Menschen hätten viele Maßnahmen Isolation und Ausgrenzung bedeutet. Gesundheitsschutz und Teilhabe seien aber beides wichtige Aspekte: „Wir brauchen dringend Wege, um dies auch in einer Krise zu vereinen. Die Rechte der Bewohner*innen dürfen nicht unzulässig eingeschränkt werden. Pflegebedürftige dürfen nicht für längere Zeit sozial isoliert werden.“ Ähnlich äußerte sich auch der Saarländische Pflegebeauftragte Jürgen Bender vor dem Ausschuss.

Nieser zeigte sich erfreut, dass man sich seitens der Politik bemühe, die Erfahrungen nochmals zusammenzutragen und zu bewerten. Er hoffe, dass man für künftige Krisen die finanzielle Stabilität der Organisationen sicherstelle, Logistik und Zugang zu Ressourcen verbessere und Entgelte in Krisenfällen ausnahmsweise respektiv neu verhandeln könne. Auch seien Dokumentationspflichten in Krisen zu reduzieren, um Personalressourcen zu schonen. In der Corona-Pandemie sei das Gegenteil der Fall gewesen. „Insgesamt zeigte uns die Pandemie, wie wichtig die Wohlfahrtspflege für die Gesellschaft ist. Sie verdeutlichte die Notwendigkeit, die Strukturen und Ressourcen für diese Organisationen zu stärken. Hier ist die Pandemie eine Gelegenheit zur Innovation und zur Stärkung der Zusammenarbeit zwischen staatlichen Stellen und Wohlfahrtsorganisationen.“